Observantenkirche

Der Name leitet sich von der Niederlassung der Franziskaner-Observanten her, die 1613 in Münster die Erlaubnis einer Niederlassung erhielten. Die Kirche steht unter dem Patronat der Heiligen Dreifaltigkeit, der Gottesmutter Maria und des hl. Antonius von Padua.

observantenkirche-grundriss
1. Maßwerkfenster in der Tradition des mittelalterlichen Kirchenbaus
2. Hauptportal mit der Darstellung der „königlichen Hochzeit“ (Ulrich Henn, 1960)
3. Kanzel mit der Reliefdarstellung „Petri Fischzug“ (Maria Pirwitz,1960)
4. Zweiteilige Hauptorgel

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Baugeschichte

1613: Gründung eines Konvents der Franziskaner-Observanten
1645: Errichtung der Klostergebäude
1687: Baubeginn der Kirche
1698: Weihe der Kirche
1811: Auflösung des Konvents der Observanten
1958-61: Wiederaufbau der im Krieg stark zerstörten Kirche
heute: evangelische Universitätskirche

1613 erhielten die Franziskaner-Observanten durch den Fürstbischof Ferdinand I. von Bayern die Erlaubnis, in Münster einen Konvent zu gründen. 1645 wurden die Klostergebäude errichtet. Der Baubeginn der Kirche fällt in das Jahr 1687. Da das Baugebiet Sumpfgelände der Aa war, musste die Kirche auf 16 Eichenpfeiler gesetzt werden.

Die eigentliche Grundsteinlegung erfolgte erst im Jahre 1690 durch den Dechanten von St. Ludgeri, Rotger Hönig. 1698 erfolgte die Weihe der Kirche. 1811 wurde im Rahmen der Säkularisation der Konvent der Observanten aufgelöst und das Inventar der Kirche versteigert.

Die Kirche wurde unter preußischer Herrschaft bis zum Ersten Weltkrieg als Pferdestall und Mannschaftsunterkunft genutzt. Nach dem Verkauf des Kirchengebäudes an die Stadt blieben die Pläne, die Kirche zu einer katholischen Garnisonskirche zu machen, durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs unausgeführt. Die Stadt nutzte das Gebäude von 1920 bis gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Lagerraum für Kulissen und Requisiten der Städtischen Bühnen. Nach dem Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Kirche in den Jahren 1958-61 wurde sie evangelische Universitätskirche.

Außenansicht

Die Observantenkirche ist eine Saalkirche aus Backstein mit einem nach dem Zweiten Weltkrieg modernisierten Dachreiter. Über einem Sockel aus Bruchsteinen erhebt sich ein schlichter Außenbau, dessen Langhaus und Chor über eine gleiche Breite verfügen. Nur der Chorraum wird außen von Strebepfeilern gegliedert. Die an die Gotik angelehnten Maßwerkfenster knüpfen an die Kirchbautradition des Mittelalters an.

Die Fassade aus Baumberger Sandstein nimmt die ganze Breite des Kirchenschiffes ein. Breite Pilaster erheben  sich seitlich auf hohen Sockeln. Die beiden Mauerecken werden von typisch barocken Schmuckelementen gekrönt. Das große vierbahnige Rundbogenfenster wird gerahmt von zwei Figurennischen, deren Figuren jedoch verloren sind. Die Fassade wird abgeschlossen durch ein Kreissegment über einer ebenfalls leeren Figurennische. Das Hauptportal mit der Darstellung des Gleichnisses der „königlichen Hochzeit“ wurde 1960 von Ulrich Henn geschaffen.

Innenansicht

Innenraum

Innenraum

Beim Betreten des Kirchenraumes öffnet sich ein Langhaus mit sechs Jochen, an welches sich der Chorraum mit zwei Jochen und Fünfachtelschluss anfügt. Rechteckige in den Raum gezogene Stützpfeiler mit vorgelagerten Pilastern tragen das Kreuzgewölbe. Die von Durchgängen durchbrochenen Pfeiler verringern optisch die Breite der Hallenkirche. Der Chorraum wird durch einen Gurtbogen vom Langhaus getrennt. Rundbogige Maßwerkfenster im Chor lassen das mittlere Wandsegment ausgespart.

Ausstattung

Aufsatz des Taufbeckens

Aufsatz des Taufbeckens

Die barocke Ausstattung ist in der Zeit der Säkularisation versteigert worden und so der Observantenkirche verloren gegangen. Die Kirche beeindruckt durch die klare, schmucklose Architektur. Die Kanzel mit der Reliefdarstellung „Petri Fischzug“ wurde 1960 von Maria Pirwitz geschaffen.
Zwei Orgeln machen die Kirche heute auch zu einem beliebten Raum für geistliche Konzerte. Die Hauptorgel wurde nach dem Wiederaufbau der Kirche 1962 von Paul Ott gebaut und 1995 von Karl Schuke grundlegend überholt. Ergänzt wird die Hauptorgel durch eine kleinere Chororgel, die ebenfalls von Paul Ott 1984 geschaffen wurde und im Langhaus ihren Platz gefunden hat.