Der Name geht zurück auf Lambertus, den Bischof von Maastricht, der 705/06 in Lüttich ermordet wurde, als er für die Verteidigung kirchlicher Rechte gegen weltliche Gewalt eintrat.
Die Kaufleute von Münster, die eine enge Beziehung zu Lüttich unterhielten, wählten den als Märtyrer verehrten Lambertus zum Patron der Stadt- und Marktkirche.
2. Flügelaltar (um 1500) vor der Kopfwand des Nordschiffes
3. Erzengel Michael, Gabriel und Raphael (Spätbarock) oberhalb des Kreuzwegs an der Nordwand
4. Christus an der Geißelsäule (Rokoko) im nördlichen Seitenschiff
5. Geburtsszene Christi (15. Jh.) auf der rechten Seite der Chorka- pelle des Südschiffs
6. Bildnis des Schmerzensmannes auf der linken Seite der Chorka- pelle des Südschiffs
7. Moderner Tabernakel in Form eines Hauses (von Hausen) in der Chorkapelle
8. Madonna mit Kind am rechten Chorpfeiler
9. Bild der Ermordung des hl. Lambertus (um 1790) an der Südwand
10. Darstellung des Martyriums der hl. Katharina von Alexandrien (Gerhard Gröninger) auf der Südseite der Orgelbühne
11. Kreuzigungsgruppe (Franz Brabender um 1500) am Nordpfeiler der Orgelbühne
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Baugeschichte
12./13. Jh.: Bau zweier Nachfolgekirchen
1375-1525: Errichtung der heutigen gotischen Kirche
1534: Venichtung wertvoller Kunstschätze durch die Wiedertäufer
19. Jh.: Errichtung des neogotischen Turms und des Doppelportals im Westturm
1949: Wiederaufnahme der Gottesdienste in der nach dem Krieg wieder aufgebauten Kirche
In der 1. Hälfte des 11. Jh. wurde an der Kreuzung der wichtigen Handelsstraßen Roggenmarkt, Fischmarkt, Steinweg und Prinzipalmarkt eine schlichte Saalkirche als Kirche der Bürger außerhalb der Domdomäne errichtet.
Mit der zunehmenden Vergrößerung der Stadt und ihrer wachsenden Bedeutung entstanden Mitte des 12. Jh. und Mitte des 13. Jh. zwei Nachfolgekirchen. In der Zeit von 1375-1525 wurde der gotische Bau der heutigen Kirche errichtet. Im Zuge der Renovierung von St. Lamberti im 19. Jh. erfolgte 1888/89 in Anlehnung an das Freiburger Münster der Bau des neugotischen Turms.
Außenansicht
Dem Betrachter, der sich vom Prinzipalmarkt St. Lamberti nähert, zeigt sich die reich gestaltete Südfassade mit dem neugotischen Westturm. Drei Portale gewähren den Eingang in das Innere der Kirche.
Über dem Haupteingang direkt neben dem Westturm befindet sich ein Relief mit der Darstellung der Wurzel Jesse. Die streng symmetrische Figurenkonstellation des Stammbaums Jesu erhebt sich zu der Thronenden Madonna mit Kind, über die Gottvater in der Darstellung einer Halbfigur seine segnende Hand hält. Das mittlere Portal, die so genannte Brautpforte, ist geschmückt mit einem Relief, welches die Geburt Christi darstellt. Das Original befindet sich in der Sakramentskapelle in dem Alten Chor auf der Südseite neben dem Hauptchor. Das östliche Portal mit dem Zugang zur Chorkapelle weist mit seiner Darstellung des Schmerzensmannes auf die Erlösung durch den Kreuzestod hin.
Seine Leichtigkeit und seine Transparenz gewinnt der Kirchbau durch die filigrane Gestaltung der Fenster. Die Spitzbögen der gotischen Fenster werden überhöht durch mit Krabben besetzte Kielbögen, die in einer Kreuzblume ihre Vollendung finden. Das Marienportal auf der Nordseite der Kirche hat sein ursprüngliches Aussehen aus dem Anfang des 15. Jh. weitgehend behalten, wenn auch die Madonna mit Kind im Tympanon eine Kopie ist. Die Originalfigur befindet sich heute am rechten Chorpfeiler im Innern der Kirche.
Das Doppelportal im Westturm stammt aus neuerer Zeit. Unter den Evangelisten und Kirchengelehrten, welche die Figur Christi rahmen, tragen die Evangelisten Lukas und Johannes die Gesichtszüge der Dichterfürsten Goethe und Schiller.
An der Südseite des Westturmes befinden sich die drei Käfige, in denen die drei Anführer der Wiedertäuferbewegung, Jan van Leyden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling, nachdem sie 1536 öffentlich vor dem Rathaus zu Tode gefoltert worden waren, zur Abschreckung am Turm der Kirche aufgehängt wurden.
Innenansicht
Wer das Innere der Kirche betritt, erfährt zunächst die Weiträumigkeit des dreischiffigen Bauwerks ohne Querschiff, dessen Hauptschiff übergeht in den einschiffigen Chorraum. Der Raumeindruck des Chores ergibt sich durch die dreiteiligen Fenster, die sich über ein durch Scheinarkaden gegliedertes Mauerwerk erheben.
Die drei mittleren farbigen Fenster – 1949/50 von dem münsterschen Glasbildkünstler Paul van der Forst entworfen – erzählen von der Kreuzigung (mittleres Fenster), der Auferstehung (linkes Fenster) und der Himmelfahrt (rechtes Fenster).
Schlanke hohe Säulen mit Blattkranzkapitellen trennen das Hauptschiff von den beiden Nebenschiffen, wobei sich einfache Rundsäulen mit Bündelsäulen abwechseln.
Die Geschlossenheit des Raumes wird dadurch gestützt, dass die Seitenschiffe mit ihren Sterngewölben und das Mittelschiff mit seinem sehr flach gehaltenen Netzgewölbe die gleiche Höhe aufweisen. Während das nördliche Seitenschiff in der Höhe des Chorraumes endet, geht das südliche Seitenschiff in die Chorsüdkapelle über, die als Sakramentskapelle durch einen Durchgang mit dem Chorraum verbunden ist.
Ausstattung
Durch die Bilderzerstörung in der Wiedertäuferzeit, durch die Entfernung von Kunstwerken besonders der Barockzeit während der Errichtung des neogotischen Westturmes unter dem Pfarrer und Stadtdechanten Kappen, der den gotischen Baustil besonders rein und unverfälscht zur Geltung bringen wollte, und durch die Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg sind viele Bilddarstellungen verloren gegangen.
Der Mittelpunkt des Chorraumes mit seinem Apostelzyklus, der bis auf wenige neugotische Figuren aus dem Anfang des 17. Jh. stammt, und dem spätgotischen Chorgestühl bildet das Silberexpositorium aus dem Jahre 1782. Im Nordschiff schmückt die Kopfwand ein um 1500 entstandener Flügelaltar. Während die Seitenflügel Szenen aus dem Leben Mariens darstellen, ist im Mittelfeld die Gottesmutter mit dem Kind umrahmt von Maria Magdalena auf der linken Seite und der hl. Barbara auf der rechten Seite.
Die drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael aus dem Spätbarock oberhalb des Kreuzwegs an der Nordwand sind zum Westturm hin durch eine neugotische Darstellung des Schutzengels ergänzt. Der Kreuzweg im Nordschiff wird bereichert durch eine Rokoko-Darstellung: Christus an der Geißelsäule.
Die Chorkapelle, in welche das Südschiff mündet, ist besonders dem Beter vorbehalten. Drei Themen bestimmen den Raum: die Geburt Christi, die Erlösung im Leiden und die Anwesenheit Gottes in der Welt. Die Geburtsszene auf der rechten Seite, die sich ursprünglich über dem „Brautportal“ befand, ist eine im 15. Jh. weit verbreitete Darstellung. Das nackte Kind liegt in einem Strahlenkranz in einer Krippe und ist von Maria und Josef und schwebenden Engeln umgeben. Die Spitze des Reliefs, die Gott als segnende Halbfigur darstellte, ist verloren.
Der Geburtsdarstellung gegenüber befindet sich die Darstellung des Schmerzensmannes. Den Mittelpunkt der Chorkapelle bildet der von dem Architekten von Hausen entworfene Tabernakel in Form eines Hauses als Verkündigung der Anwesenheit Gottes in der Welt.
Am rechten Chorpfeiler findet sich die Madonna mit Kind, die ursprünglich im Tympanon über dem Marienportal an der Nordseite angebracht war und wohl zu den ältesten figürlichen Darstellungen in St. Lamberti zählt. An der Südwand zeigt ein Gemälde, das um 1790 entstanden ist, die Szene der Ermordung des hl. Lambertus, des Namenspatrons der Kirche.
Von der Kanzel, die mit barocken Figuren der vier Evangelisten geschmückt ist, hielt Clemens August Graf von Galen, Bischof von Münster und später auch Kardinal, 1941 seine Predigten gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten. Unter den Andachtsbildern im Westteil der Kirche erfahren besonders die Kopien der Bildwerke „Sieben Schmerzen Mariens“ und „Immerwährende Hilfe“ bei Betern eine tiefe Verehrung.
Auf der Südseite der Orgelbühne befindet sich gegenüber einer modernen Darstellung der Hl. Katharina von Alexandrien ein Altarrelief, das Gerhard Gröninger (ca. 1582-1632) zugeschrieben wird und das Martyrium der hl. Katharina zeigt. Die hl. Katharina wird als Schutzpatronin von der seit 1330 bestehenden Katharinen-Bruderschaft verehrt.
Die Kreuzigungsgruppe am Nordpfeiler der Orgelbühne mit ihren lebensgroßen Figuren, Christus am Kreuz, Maria und Johannes, wurde wohl um 1500 von Franz Brabender geschaffen. Die im Turmjoch frei schwebende Orgel ohne Empore mit ihren 53 Registern wurde 1989 von der Berliner Orgelbaufirma Karl Schuke gebaut.
Geläut und Türmer
Das alte aus vier Glocken und einer nur durch Beiern einsetzbaren Brandglocke bestehende Geläut aus der Zeit zwischen 1493 und 1619 wurde 2008/09 ergänzt durch einen Neuguss der vier Glocken. Zu besonderen Anlässen können alle acht Glocken in Betrieb genommen werden. St Lamberti hat wie im Mittelalter auch heute noch einen Türmer, der durch das Blasen eines Horns den Bürgern auch in der Nacht seine Wachsamkeit verkündet.